Teilnehmende des Sommerprogramms lernten auf einem Spaziergang die Stadt St.Gallen und ihre Bäume besser kennen
Zunehmend dreht sich die öffentliche Diskussion um Fragen des (künftigen) Klimas. Für die Anpassung an den Klimawandel in Städten spielen Bäume eine wichtige Rolle. Mit schätzungsweise fast 27'000 Bäumen verfügt die Stadt St.Gallen über einen gesunden und guten Baumbestand. Wie jedoch Bäume in einer Stadt und insbesondere mit unserem Klima der Zukunft umgehen können und welche sich als «Zukunftsbäume» eignen, erfahren die Teilnehmenden des Sommerprogramms der FDP Stadt St.Gallen bei dieser Veranstaltung, die von den Umweltfreisinnigen organisiert wurde.
Am Samstag, 6. August 2022, haben sich Interessierte bei einer Veranstaltung des Sommerprogramms der FDP Stadt St.Gallen auf die Spuren der Stadtbäume St.Gallens begeben. Nach einer kurzen Begrüssung durch Raphael Lüchinger, Präsident Umweltfreisinnige, wurden die Teilnehmenden von Adrian Stolz, Leiter Stadtgrün, auf dem neu geschaffenen Baumspaziergang durch die Stadt geführt. Eine Wegbeschreibung sowie Erklärung zu den Bäumen sind auf einem Flyer und auch online auf der Website der Stadt einsehbar. So erhielten die Teilnehmenden auf diesem Weg eine Erklärung zum jeweiligen Baum, dessen Potentialen, Schwierigkeiten und Herausforderungen.
Stadt- und Zukunftsbäume
Auf der Suche nach Bäumen der Zukunft gilt es, Arten zu finden, die auch dem zukünftigen Klima gewachsen sind. Einheimische Baumarten entlang von Strassen oder auf versiegelten Plätzen werden es zunehmend schwer haben, in einem sich verändernden Klima weiterhin bestehen zu können. Künftig werden es wohl vermehrt Baumarten aus Südosteuropa sein, die sich in St.Gallen wohlfühlen werden. Doch bereits die heutigen städtischen Umwelteinflüsse erschweren das Wachsen und Gedeihen gesunder Bäume.
Das grosse Grün
Wenn man an grosse Grünflächen denkt, hat man höchstwahrscheinlich Bilder von weiten, saftigen grünen Wiesen im Kopf. Davon gibt es in Städten üblicherweise nur eine geringe Zahl, da jeder Quadratmeter Boden kostbar ist. Doch bieten Bäume eine viel grössere «Grünfläche», zwar nicht am Boden, allerdings – dank der zahlreichen Blätter – über unseren Köpfen. Eine grosse Linde besitzt bis zu 600'000 Blätter und verfügt damit auf kleinem Boden über ein beeindruckendes Grünvolumen, wovon nicht nur die Menschen und das Klima, sondern auch die einheimischen Tierarten profitieren.
Der perfekte Baum am perfekten Standort?
In einer Stadt gibt es unzählige Faktoren und Umwelteinflüsse, die den Bäumen schaden und ihre Lebensdauer verkürzen können. Aufgrund von Streusalz gilt es beispielsweise bei der Wahl eines Stadtbaums, dessen allfällige Salzverträglichkeit zu beachten. Zugleich gibt es auch Faktoren wie räumliche Einschränkungen sowohl an als auch unter der Oberfläche – in St.Gallen schränken zum Beispiel die unterirdischen Müllcontainer und vor allem die Werkleitungen das Wurzelwachstum ein. Die meisten Standorte, die eine Stadt ihren Bäumen zu bieten hat, sind in jeder Hinsicht ungünstig.
(Zu) robuste Baumarten
Der Ginkgo kann recht gut mit den städtischen Bedingungen umgehen. Er hat schliesslich auch schon Millionen von Jahren auf diesem Planeten überlebt. Doch auch Bäume wie die Robinie, die als «invasive Neophyten» gelten - d. h. Bäume, die einheimische Arten durch ihre massenhafte Ausbreitung bedrohen könnten, wachsen gut unter den erschwerten Bedingungen in einer Stadt. Gemäss der Baumstrategie der Stadt St.Gallen werden diese Baumarten jedoch nicht mehr gepflanzt.
Trennungsschmerz und neues Erblühen
Kranke oder tote Bäume müssen aus Sicherheitsgründen gefällt werden. Diese werden in der Stadt, wenn immer möglich, 1:1 ersetzt, damit der Baumbestand beständig bleibt. Die Frage, mit welcher Baumart diese ersetzt werden sollen, ist jedoch von einem Abwägen verschiedener Vor- und Nachteile geprägt. Um langfristig einen stabilen Baumbestand in der Stadt zu haben, pflanzt Stadtgrün möglichst unterschiedliche Baumarten, welche mit den Stressfaktoren einer Stadt und mit dem künftig zu erwartenden Klima umgehen können.