Im Schatten der Sittertobelbrücke besuchen Teilnehmende des Sommerprogramms eine umweltschonende Zukunftsfarm
Gesund, nachhaltig, ressourcenschonend und pestizidfrei. Was nach einer fernen Wunschvorstellung klingt, ist bei der Lokal365 AG in St.Gallen bereits heute Realität. Dort entsteht seit zwei Jahren eine Zukunftsfarm, die Nachhaltigkeit für Mensch und Umwelt bietet. Im vertikalen Garten der Pinkfarm wachsen und gedeihen so verschiedene Pflanzen – aktuell gehören dazu beispielsweise Edelweiss, Chili, Rosmarin oder auch Erdbeeren.
Am Samstag, 16. Juli 2022, haben Interessierte bei der Lokal365 AG zur zweiten Veranstaltung des Sommerprogramms der FDP Stadt St.Gallen zusammengefunden. Gastgeber war Christian Gerig, der die Lokal365 AG vor zwei Jahren gegründet hat. Nach einer Unternehmenspräsentation und -führung kamen die Teilnehmenden beim anschliessenden Apéro in den Genuss der Essenzen, die dort hergestellt werden.
«Jedem Tag seine Essenz»
Auf dem Industriegelände unter der Sittertobelbrücke ist Christian Gerig in seiner pinken Neon-Weste für die eintreffenden Teilnehmenden kaum zu übersehen. Die pinke Farbe ist auf eine liebevolle Selbstbezeichnung von der Lokal365 AG als «Pinkfarm» zurückzuführen. Grund dafür ist das für menschliche Augen in pinker Farbe erscheinende Licht, welches für das Überleben und Wachstum der Pflanzen notwendig ist. Auch zu sehen auf dem Youtube-Kanal der Pinkfarm (https://www.youtube.com/channel/UCeOqSYvCZQlKi4uOd5T5w9g) und der Website (www.pinkfarm.ch).
Flexibel und verwurzelt wie Bambus
Nach zahlreichen Jahren in Afghanistan und China kam Gerig vor zwei Jahren mit wertvollen Erfahrungen in der Unternehmensgründung und -führung zurück in die Schweiz. Zuletzt hatte er ein Bambus-Unternehmen in China geführt. Hier gründete er nach seiner Rückkehr mit fünf Partnern die Lokal365 AG. Die Halle unter der Sittertobelbrücke stand zufälligerweise leer: ein, wie er es nennt, idealer Industriestandort in der Region. An diesem Ort will er nun lokal arbeiten und sich der Herausforderung stellen, auch einen lokalen Markt aufzubauen.
Wenig Ressourcen, viele Pflanzen
Vertical Farming – wie es die Lokal365 AG betreibt – zielt auf einen schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen ab. Das Ganze findet in einem geschlossenen System statt und ist eine Art «Kreislauf-Landwirtschaft». Die Teilnehmenden müssen daher zum Betreten der eigentlichen «Vertical Farm» eine Luftschleuse passieren. Die Pflanzen werden vertikal befestigt und Wasser läuft Tropfen für Tropfen an ihnen hinunter in einen Tank, der eine Wiederverwendung ermöglicht. Auch Wasserkondensat kann wieder in den Kreislauf eingeschleust, Dünger gespart und auf Pestizide, Herbizide und Fungizide verzichtet werden. Nicht nur unsere heimischen Böden, sondern auch unsere Ressourcen werden so geschont.
Präzision und Timing als Geschäftsmodell
Nach einem anfänglichen Versuch, die Kräuter (hauptsächlich Basilikum) frisch an Supermarktketten in der Region zu verkaufen, hat Lokal365 mittlerweile vermehrt Industriekunden als Zielpublikum. Die meisten Industriepartner hadern mit Lieferanten, welche die Pflanzen wegen der in der traditionellen Landwirtschaft herrschenden Schwierigkeiten nicht rechtzeitig, nicht frisch oder in zu geringen Mengen liefern. Dies gilt beispielsweise für Heilpflanzen wie Arnika oder auch Pflanzen für Luxuskosmetikprodukte wie Edelweiss. Hier punktet die Pinkfarm mit der Möglichkeit, zu einem vereinbarten Termin eine bestimmte Menge des gewünschten Produkts in einer standardisierten Qualität das ganze Jahr frisch liefern zu können.
Das gewisse Etwas
Beim Apéro durften die Teilnehmenden zum Schluss der Veranstaltung in den Genuss der Essenzen der Pinkfarm kommen. Dabei wurde das Wasser mit nur wenigen Tropfen einer dieser Essenzen – komplett ohne Zucker oder Alkohol – verfeinert. Die Essenzen auf Wasserbasis bedürfen keines Alkohols im Herstellungsprozess. Die Haltbarkeit wird durch ein Vakuumsextraktionsverfahren und moderne Filtertechnik ermöglicht. Auf diese Weise erhält das Wasser das gewisse, gesunde und nachhaltige Etwas.