Susi Noger, ehemaliges Mitglied der geheimen Widerstandsorganisation P-26, referierte im Rahmen des FDP Morgenstamms in der DenkBar über ihre Zeit bei der P-26 und teilte ihre persönlichen Erfahrungen. In der bis auf den letzten Platz gefüllten DenkBar gewährte sie spannende Einblicke in die Geschichte einer Organisation, deren Ziel es war, den Widerstandswillen der Schweiz im Falle einer Besetzung aufrechtzuerhalten.
Aus Susi Noger wird „TINA”
Ende der 1980er-Jahre wurde Susi Noger über den Familienkreis ihres Ehemannes für die Organisation P-26 rekrutiert. Die Mittelschullehrerin entsprach auf den ersten Blick kaum dem typischen Bild eines Mitglieds einer geheimen Widerstandsgruppe während des Kalten Krieges. Doch gerade ihre unauffällige Rolle als Ehefrau, Mutter und Lehrerin machte sie zur idealen Kandidatin, wie sie selbst erklärte. Ihr Beruf erlaubte es ihr, unter dem Vorwand beruflicher Verpflichtungen das Haus zu verlassen und an den streng geheimen Schulungen der P-26 teilzunehmen. Unter grösster Geheimhaltung wurde sie darauf vorbereitet, im Ernstfall Nachrichten zu übermitteln und auf gewaltfreie Weise den Widerstand zu unterstützen – sollte die Schweiz jemals fremd besetzt werden.
Arbeiten im Verborgenen
Noger absolvierte zahlreiche Weiterbildungskurse innerhalb der P-26. Dort erlernte sie unter anderem das Observieren von Personen, den sicheren Umgang mit einer Pistole für den Notfall, das Versenden von Nachrichten sowie praktische Fähigkeiten wie das Löten. Die Identifikation der Mitglieder untereinander erfolgte ausschliesslich über einen vorher vereinbarten Erkennungssatz und ein geheimes Zeichen. Eindrücklich schilderte Noger dem gebannten Publikum eine Episode am Bahnhof Gstaad: Dort wurde sie von einem fremden Fahrer mit den Worten empfangen: „Sind Sie Frau Müller von der Firma XY?“ Ihre Antwort lautete – ganz gemäss Protokoll: „Frau Müller ist leider verhindert, ich bin als Vertretung hier.“ Auch eine stets mitgeführte Mappe diente als Signal: Wenn sie auf der rechten Seite getragen wurde, signalisierte das ihre Einsatzbereitschaft.
Das Erbe der P-26
Zum Abschluss ging Noger auf die Auflösung der P-26 im Jahr 1990 ein. Der Fall der Berliner Mauer, die Einsetzung einer parlamentarischen Untersuchungskommission und die Enttarnung des Chefs und seiner rechten Hand führten letztlich zur Auflösung der Organisation. Vorwürfe, die P-26 sei dilettantisch geführt worden oder habe auf keiner rechtlichen Grundlage existiert, stellten sich im nachhinein als unbegründet heraus. In ihrem Schlusswort stellte sich Susi Noger selbst die Frage: Würde sie sich wieder für den Dienst bei der P-26 entscheiden? Ihre Antwort war ein klares „Ja“. Im Anschluss stand sie dem interessierten Publikum noch für zahlreiche Fragen zur Verfügung.