Direktor Gianni Jetzers Vision für das Kunstmuseum St.Gallen
Gianni Jetzer ist seit Dezember 2022 Direktor des Kunstmuseums St.Gallen. Am Dienstagmorgen hielt er anlässlich des FDP-Morgenstamms in der DenkBar ein Referat zum Thema «Das Museum neu denken. Ein Werkstattbericht.». Gemäss seiner Vision braucht das Kunstmuseum St.Gallen eine ansprechende Eingangspforte, einen digitalen Kunstwerke-Katalog sowie ein besseres historisches Verständnis für die ausgestellten Sammlungen.
Gianni Jetzer, Direktor des Kunstmuseums St.Gallen, war die Ruhe selbst, als er an diesem Dienstagmorgen lässig im Stuhl zurückgelehnt, ein Referat zum Thema «Das Museum neu denken. Ein Werkstattbericht.» hielt. In rund einer Stunde erläuterte er den Zuhörerinnen und Zuhörern des FDP-Morgenstamms seine Vision für das Kunstmuseum.
Textil- und Kunsthochburg St.Gallen
Der im Dezember 2022 gewählte Direktor startete seinen Werkstattbericht mit einer Hommage an die Stadt St.Gallen. Einst die reichste Stadt in der Schweiz, sei die Textilstadt schon immer sehr kulturfreundlich gewesen. «Bereits im 19. Jahrhundert», meinte Jetzer, «hat sich die Gesellschaft sehr der Kunst und Kultur gewidmet.» Deshalb ist auch wenig begreiflich, weshalb das Kunstmuseum St.Gallen 1970 bis 1987 wegen Baufälligkeit geschlossen und zwischenzeitlich gar bereit für den Abbruch war. Obwohl es schliesslich nicht dazu kam, ist Jetzer dennoch der Überzeugung: «Das Konzept des Museums ist nun schon etwas in die Jahre gekommen.» Daraus folgt, dass das Museum neu gedacht werden muss.
Hyper-international und hyper-lokal
Einst Direktor und Kurator der Kunst Halle Sankt Gallen sammelte Gianni Jetzer auch Erfahrungen als Direktor und Kurator in Nordamerika, Asien und Europa. Nun ist er für seine Tätigkeit als Direktor des Kunstmuseums nach St.Gallen zurückgekehrt. Inspiration für seine ambitionierten Vorstellungen ist also zur Genüge vorhanden. So zeigte er den Zuhörerinnen und Zuhörern Bilder von imposanten Museumsgebäuden in Zürich, New York und Washington D.C. Sein Motto: «hyper-international und hyper-lokal». Nicht nur sollen die internationalen Beispiele Inspiration für St.Gallen bieten, einheimische St.Galler Künstlerinnen und Künstler sollen auch über die nationalen Grenzen hinaus Bekanntheit erlangen.
Ein Werkstattbericht in drei Teilen
Seine Vision für das Kunstmuseum erklärte Gianni Jetzer in drei Teilen: Erstens soll das Museum einladender werden. Dazu gehört ein attraktiver Eingang und nicht etwa eine geschlossene Fassade. Zweitens sollen mehr Kunstwerke für die Öffentlichkeit zugänglich werden. «Nur rund 1% der Sammlungen wird regelmässig ausgestellt», bedauerte Jetzer. Das möchte er mit einem „eMuseum“ für das Kunstmuseum St.Gallen ändern. Künftig sollen Kunstliebhaberinnen und -liebhaber das Museum auch online erfahren können. Als dritten Punkt nennt Jetzer die Problematik, dass Sammlungen von den Wertvorstellungen der herrschenden Klassen geprägt sind. Deshalb müsse es die Aufgabe eines Museums sein, die blinden Flecken der Geschichte aufzudecken und zu erklären. Aus Gianni Jetzers Werkstattbericht wird deutlich: Hier brennt einer dafür, dem Kunstmuseum St.Gallen zu neuer Blüte zu verhelfen.