Am vergangenen FDP-Morgenstamm war Erol Doguoglu, Architekt und St. Galler Kantonsbaumeister als Referent in der DenkBar zu Gast. In seinem Vortrag sprach er über das Handwerk der Architektur, die Besonderheiten des Kantons als Bauherr sowie die zentrale Rolle des Dialogs bei der Entscheidungsfindung von Bauprojekten.
Wenn Menschen an Architekten denken, haben sie meist ein klares Bild vor Augen. Ähnliches gilt für die Vorstellung eines Amtsleiters beim Kanton. Dem Architekten und St.Galler Kantonsbaumeister Erol Doguoglu gelang es an diesem Dienstag, in der DenkBar beide Rollen miteinander zu verbinden und gleichzeitig die Herausforderungen aufzuzeigen, denen sich ein Architekt – insbesondere im öffentlichen Bauwesen – stellen muss.
Das Verständnis von guter Architektur
Doguoglu präsentierte zunächst seine Sicht auf hohe Baukultur. Für den Kanton als Bauherr gehe es darum, nutzerorientierte und gut durchdachte Bauten zu schaffen, ohne den Prunk von Stararchitektur zu imitieren. Vorrangig sei nicht die Selbstverwirklichung, sondern die Schaffung von Räumen, die sowohl gesellschaftlich, wirtschaftlich als auch ökologisch nachhaltig sind. Diese drei Dimensionen stehen oft in einem Spannungsfeld, und der Kanton als Bauherr müsse sie stets in Einklang bringen. Das erfordere integratives Denken und sei nicht selten eine Herausforderung. Architekturwettbewerbe seien dabei ein wichtiges Instrument, um eine Balance zu finden.
Als Beispiel führte Doguoglu den Neubau der Schule St.Leonhard an – ein Stück Städtebau, das er als Stadtbaumeister realisieren konnte. Verschiedene Architekturbüros präsentierten im Rahmen des Projektwettbewerbs unterschiedliche Lösungsansätze, die miteinander verglichen werden konnten. Er unterstrich die Bedeutung des Dialogs: Wenn die öffentliche Hand baut, muss sie sehr viele unterschiedliche Ansprüche unter einen Hut bringen. Dies ist nur mit einem intensiven Austausch mit allen Anspruchsgruppen möglich.
Das vielfältige Portfolio der öffentlichen Hand
Die öffentliche Hand unterhält und erstellt die Gebäude, die sie für die Erfüllung ihrer vielfältigen Aufgaben benötigt. Das Immobilienportfolio des Kantons ist deshalb so vielfältig wie kein anderes und umfasst Bildungs-, Gesundheits-, Kultur-, Landwirtschafts-, Sicherheits- und Verwaltungsbauten.
Doguoglu gab denn auch einen Einblick in die vielen Projekte, die ihn nur schon auf dem Gebiet der Stadt St.Gallen beschäftigen. Neben der aktuell viel diskutierten neuen Bibliothek auf dem Blumenmarkt sind es vor allem Bildungsbauten wie das Gewerbliche Berufs- und Weiterbildungszentrum im Riethüsli, den Campus Platztor der Universität, die Erweiterung der Fachhochschule OST oder der Kantonsschule am Brühl.
Die grössten Herausforderungen aller Projekte der öffentlichen Hand seien nicht nur technischer, sondern oft auch politischer Natur. Auch hier hob Doguoglu die zentrale Rolle des Dialogs hervor, um Gebäude zu schaffen, die den Bedürfnissen aller gerecht werden.