Der Gottesdienst als gemeinschaftliches Erlebnis auf Augenhöhe

Medienmitteilung der Stadtpartei

Pfarrerin Kathrin Bolt zeigt, wie Gottesdienste in der evang.-ref. Kirche künftig aussehen können

Mit einer aufsehenerregenden Aktion, bei der eine Kanzel zersägt und zu einem Tisch gemacht wurde, stösst die evang.-ref. Kirchgemeinde Straubenzell eine Diskussion zur Zukunft der monologischen Predigt an. Das Gesicht dieser Aktion ist Pfarrerin Kathrin Bolt. Der dabei entstandene Tisch fungiert als Sinnbild der angestrebten Gemeinschaft, die sich – im Gegensatz zur üblichen Predigt – auf Augenhöhe begegnen soll. Es wird damit die Frage gestellt, ob die traditionelle Predigt ausgedient hat und welche Alternativen künftig gefunden werden können.

Am Dienstag, 5. April 2022, trafen sich interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer in der DenkBar zum Morgenstamm der FDP. Zu Gast war Kathrin Bolt, Pfarrerin der evang.-ref. Kirchgemeinde Straubenzell. In ihrem Vortrag sprach sie darüber, wie Gottesdienste künftig anders gedacht und gestaltet werden können. Gemeint damit ist ein Wandel von der monologischen Predigt hin zu einer «Tischgemeinschaft».

«Up-Kanzeln» der Kirchenausstattung

Auftakt zu Kathrin Bolts Vortrag bildet ein kurzes Video. Darin zu sehen ist, wie das Team der evang.-ref. Kirchgemeinde eine hölzerne Kanzel zersägt und diese zu einem Tisch ab- oder (in Anlehnung an die Bedeutung von «Upcycling») «up»-kanzelt. Entstanden ist bei dieser Aktion nicht nur ein ungewöhnliches Youtube-Video mit einer starken Bildsprache, sondern auch eine Versinnbildlichung eines von der Kirchgemeinde angestrebten Wandels: von der monologischen Predigt hin zu einer Tischgemeinschaft, in der man sich auf Augenhöhe begegnet. Das Video ist unter folgendem Link einsehbar: https://www.youtube.com/watch?v=NDV5INnTMqE

L’art pour l’art am Sonntag

Als Auslöser und Inspiration für diese Aktion diente dem Seelsorgeteam ein Text der Pfarrerin Hanna Jacobs aus Hannover. In diesem Text äusserte sich Jacobs kritisch gegenüber der traditionellen Predigt, der sie einen reinen Selbstzweck diagnostiziert. Die Predigt gebe Antworten auf Fragen, die keiner stellt und erfreue hauptsächlich die Predigenden und nicht diejenigen, die der Predigt lauschen. Damit traf Jacobs einen Nerv beim Team der evang.-ref. Kirchgemeinde Straubenzell und stiess Diskussionen zur Zukunft der Predigt in der Kirchgemeinde an.

«Was kommt nach der Predigt?»

Auf der Suche nach Antworten auf diese Frage, begannen Kathrin Bolt und ihr Team bereits vor der Pandemie, «neue» Formen von Gottesdiensten anzubieten. Sie sprachen für die Dauer eines Monats ein «Predigtverbot» aus und starteten damit ein Experiment mit damals noch ungewissem Ausgang. So entstanden vielfältige Gottesdienstformate mit einem interaktiveren Charakter, beispielsweise in Form von interaktiven Stationen oder des Spielens von Rollen aus biblischen Erzählungen. Die Resonanz unter den Gottesdienstbesuchenden fiel unterschiedlich aus. Manche empfanden eine positive Steigerung der Intensität im Gottesdienst, anderen hingegen wäre es lieber, wenn alles beim Alten bliebe. 

Die Challenge

Die Idee für das Zersägen der Kanzel kam dem Kirchgemeinde-Team mit einer Nominierung Bolts zu einer Facebook-Challenge (genauer: die Motorsäge-Challenge). Mit dem bereits vor der Pandemie selbst auferlegten Predigtverbot war die Kanzel vorübergehend obsolet gemacht worden, daher fiel das Augenmerk bei dieser Challenge erneut auf die Kanzel. Bretter aus anderen Kirchenprojekten machten aus dem daraus hergestellten Tisch ein Objekt mit Geschichte(n). Seitdem steht dieser Tisch in der Kirchgemeinde zur Verfügung, um gemeinsame Momente auf Augenhöhe zu erleben und dient als Sinnbild des Wandels, den die evang.-ref. Kirchgemeinde Straubenzell anstrebt.